Vom Reichstag zur AEG-Turbinenhalle

    Die Bau- und Gartendenkmäler in Moabit, Hansaviertel und Tiergarten


    Der Tiergarten in Berlin umfasst 220 Hektar, Wege, Straßen und Gewässer eingeschlossen, und ist die älteste Parkanlage Berlins. 1920 übertrug man seinen Namen – ohne Artikel – auf den neugebildeten Bezirk der Stadtgemeinde Berlin. Der Bezirk Tiergarten vereinte die Kolonie Moabit, den Großen Tiergarten, Hansa- und Alsenviertel sowie die Schöneberger Vorstadt und zahlreiche Randsiedlungen zum Bezirk Tiergarten, der seinerseits am 1. Januar 2001 im Großbezirk Mitte aufging.

    Dem einstigen Bezirk widmet das Landesdenkmalamt Berlin den 358 Seiten starken Band der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Mit diesem Werk wird die Beschreibung der Denkmale im jetzigen Bezirk Mitte abgeschlossen. Die Denkmalliste enthält 233 Nummern, aufgeteilt in Ensembles, Gesamtanlagen, Bau- und Gartendenkmale. Sie listet nach dem Stand vom Mai 2005 die aktuellen Denkmale auf, also die denkmalgeschützten Bauten und Gärten, die auch auf der Website der Hauptstadt unter www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/ abgerufen werden kann.

    Hier wird auf den ersten Blick allen Lesenden deutlich, wie unterschiedlich die Stadtteile Moabit, Hansaviertel und Tiergarten sich entwickelten. Dicht beieinander liegen weit über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannte Baudenkmäler, die dem Zentrum der Bundeshauptstadt zugerechnet werden, neben scheinbar abgelegenen Mietshäusern, Schulen und Industrienanlagen, die im großen Angebot der Stadtspaziergänge nicht thematisiert werden.

    Hauptbahnhof, Westhafen, Hamburger Bahnhof, Reichstag, Neuer Nationalgalerie, Zoologischem Garten, Hansaviertel und AEG-Turbinenhalle in der Moabiter Huttenstraße markieren die Grenzen des einstigen Bezirks Tiergarten: die heutigen Ortsteile (wieso eigentlich nicht Stadtteile?) Moabit, Hansaviertel und Tiergarten im Großbezirk Mitte. Folgt man den historisch-topographischen Kapiteln des Buches, erschließt sich die Heterogenität der genannten Bauten und ihrer Umgebungen schnell.
    Ein Verwaltungsakt fügte 1920 die größte Gartenanlage Berlins mit dem Villen- und Botschaftsviertel im Süden und dem Industrie- und Arbeiterviertel im Norden zusammen. Mit dessen Folgen haben nicht nur die Fachleute des Landesdenkmalamtes ihre liebe Not.

    Der Stadtplan zeigt es deutlich. Wer ihn nicht komplett vor Augen hat und die historischen Gebiete nicht exakt kennt, schlägt die Schöneberger Vorstadt leichtfertig Schöneberg zu, den Zoologischen Garten Charlottenburg. Er fasst vermutlich das angrenzende , nördlich der Spree bebaute Gebiet mit dem Tiergarten zusammen und erlebt Moabit als ein Dickicht von Mietskasernen, Verwaltungs- und Industriebauten.

    Die Autorinnen und Autoren der Denkmaltopographie verschaffen den neugierig Spazierenden Orientierung. Sie gliedern das rundum von Wasser umgebene Moabit in fünf Bereiche: Alt- und Neu-Moabit, das Kasernenviertel (mit dem Poststadion), das Industriegebiet Martinickenfelde im Westen und das Eisenbahn-, Kanal- und Hafengebiet im Norden und Osten. So viel Geschichte auf engstem Raum.

    Da lässt das Stöbern in den 385 Seiten und 369 Abbildungen des Buches alle Lesenden ahnen, dass sich hier „ein weites Feld“ auftut. Gerade das „unbekannte“ Moabit ist mehr als eine Entdeckungsreise wert. Die ausführlichen Beschreibungen der verschiedenen Stadtteile mit historischem und aktuellem Bildmaterial in der Denkmaltopographie für die Mitte Berlins bieten Forschenden, Suchenden und Neugierigen die beste Grundlage für Stadtwanderungen. – Gerhild H. M. Komander –

    Jürgen Tomisch, Matthias Donath, Angelika Kaltenbach u. a.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte. Ortsteile Moabit, Hansaviertel und Tiergarten, hg. vom Landesdenkmalamt Berlin. 358 S. Mit 369 Schwarzweißabbildungen und einer Karte. 34,80 Euro

    Zurück zum Seitenanfang

    - © gerhild komander 1/07 -

Aktuelle Nachrichten

01 April 2024

Bildungszeit: Berliner Friedhöfe für Fortgeschrittene

16 März 2024

Geborgen bis zum Jüngsten Tag... Der Jüdische Friedhof Weißensee  

28 Dezember 2023

Jahrestage 2024 - aus dem Berliner Frauenkalender

05 August 2023

Stadtführungen Berlin: Genießen Sie Berlin privat!  Kleine Gruppe - großes Vergnügen. Große Stadt zum kleinen Preis