Dem Dichter und Sittenschilderer der Weltstadt
Aufruf zum Fontane-Denkmal
In Theodor Fontanes Vaterstadt, abseits vom den großen Wegen, wurde dem „Wanderer durch die Mark" schon ein Monument gesetzt.
Aber der Dichter und Sittenschilderer, der Historiker und Kunsterörterer, der Mann des modernen Lebens gehört mit seinem Standbild, mit seinem hohen Gang, seiner edlen Gestalt auf hauptstädtisches Gebiet, auf jenes märkische Land, das sich unter seinen hellen, forschenden Augen zur Weltstadt umschuf; auf jenen Boden, woraus seine eigensten Romane wuchsen; in die Nähe jener Bezirke, in denen er mit kurzen Unterbrechungen von 1833 bis 1898 wohnte, in die Luft, darin er das wurde, was wir an ihm würdigen und für späte Zeiten sichern wollen.
Die Charakteristik seiner Wesensart und Gestaltungskunst bedarf es hier nicht, denn unsere Absicht werden nur die unterstützen, die diesen Dichter und Menschen bereits kennen, verstehen, liebhaben.
Ihnen allen geben wir Nachricht, daß das neue Denkmal von Professor Max Klein herrührt, daß es ein Standbild in ganzer Figur sein wird; daß es den Vielbewanderten ohne Feierlichkeit darstellen wird, wie er auf der altersreifen Höhe seiner Schaffenskraft betrachtend, denkend, bedeutend Volk und Gesellschaft, Persönlichkeiten und Schicksale sah. Wie der unvergleichliche Erzähler seinen Erzählungstrom formte, zeigen seine Werke; wie und wo er ihn fand, zeige sein Berliner Denkmal.
Ehrenpräsident:
Fürst Bernhard von Bülow
Kanzler des Deutschen Reiches
Dr. Richard Béringuier
Amtsgerichtsrat
Wilhelm Bölsche
Dr. Georg Bondi
Dr. Otto Brahm
Direktor des Lessingtheaters
Dr. Konrad Burdach
Universitätsprofessor, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
Oscar Cassel
Geh. Justizrat, M. d. L., Stadtverordnetenvorsteher-Stellvertreter
Wilhelm Herz
Geh. Kommerzienrat Präsident der Handelskammer
Dr. Paul Heyse München
Dr. Ludwig Holle
Staatsminister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten
Georg von Hülsen
Generalintendant der Kgl. Schauspiele
Josef Kainz
k. u. k. Hofschauspieler Wien
Arthur Kampf
Professor, Direktor der Akademie der Künste
Martin Kirchner
Oberbürgermeister von Berlin
Jordan von Kröcher
Wirklicher Geh. Rat, Präsident des Hauses der Abgeordneten
Adolf von Kröner
Geh. Kommerzienrat
C. R. Lessing
Geh. Justizrat
Max Liebermann
Professor, Mitglied der Akademie der Künste
Ludwig Manzel
Professor, Mitglied der Akademie der Künste
Paul Marx
Chefredakteur
Fritz Mauthner
Freiburg i. B.
Franz von Mendelssohn
Alfred Messel
Professor, Geh. Regierungsrat
Paul Meyer
Justizrat
Dr. Richard M. Meyer
Universitätsprofessor
Paul Meyerheim
Professor, Mitglied der Akademie der Künste
Paul Michelet
Stadtverordnetenvorsteher
Friedrich von Moltke
Staatsminister und Minister des Innern
Karl Mommsen
Mitglied des Reichstages, Stadtverordneter
Dr. Emil Münsterberg
Stadtrat
Siegfried Ochs
Professor, Direktor des philharmonischen Chores
Dr. Max Osborn
Dr. Otto Pniower
Professor
I. Gans Edler Herr zu Putlitz
Intendant des Kgl. Hoftheaters zu Stuttgart
Dr. Wilhelm Raabe
Braunschweig
Dr. Georg Reicke
Regierungsrat, Bürgermeister von Berlin
Georg Freiherr von Rheinbaben
Polizeipräsident von Berlin
Hermann Rosenberg
Generalkonsul
Dr. Gustav Roethe
Universitätsprofessor, Geh. Regierungsrat, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
Dr. Paul Schlenther
Direktor des k. k. Hofburgtheaters in Wien
Dr. Erich Schmidt
Universitätsprofessor, Geh. Regierungsrat, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
Ernst von Stubenrauch
Polizeipräsident von Berlin
Hermann Sudermann
Blankensee
von Trott zu Solz
Oberpräsident der Provinz Brandenburg und von Berlin
Hans Ullstein
Rechtsanwalt, Stadtverordneter
Dr. Adolf Wilbrandt
Rostock
Von Winterfeldt
Oberpräsidialrat
Aus: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 3, 1907, S. 70
Redaktion: Gerhild H. M. Komander 2008
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1908, im Todesjahr des Bildhauers Max Klein, konnten die Stifter das Denkmal am Rande des Tiergartens enthüllen. Das Denkmal für Theodor Fontane, das den Dichter als Wanderer durch die Mark Brandenburg mit einem Spazierstock zeigt, steht an der Thomas-Dehler-Straße. Es ist heute die Kopie aus Zement aufgestellt. Das Original befindet sich im Lapidarium am Landwehrkanal, Hallesches Ufer 78. Das Haus bietet der Liegenschaftsfond Berlin gerade zum Verkauf.
Der Bildhauer Max Klein wurde am 27. Januar 1847 in Gönc/Ungarn geboren und starb am 6. September 1908 in Berlin.
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