Bilder zum Abriß eines Monumentes - 2000 bis 2008
Erinnern Sie sich noch? Der Palast der Republik stand mitten in Berlin, dort wo jetzt das Humboldtforum aus dem Boden wächst und die Humboldtbox zur Seite schubst...
März 2000
Das „Eigentum des Volkes" steht äußerlich scheinbar unversehrt. - 1972 beginnen die Planungen, August 1973 die Bauarbeiten für den Palast der Republik an der Stelle des Hohenzollernschlosses. Daß Joachim Näther, Chefarchitekt von Ost-Berlin, einen eigenen Entwurf vorlegt, kostet ihn seine Position.
Oktober 2003
Am 2. November 1973 erfolgt die Grundsteinlegung, am 23. April 1976 die Eröffnung. Am 19. September 1990 läßt die Volkskammer der DDR den Palast der Republik wegen hoher Asbestbelastung schließen.
März 2005
Die Installation Zweifel von Lars O Ramberg, Künstler aus Norwegen, prangt auf dem Palast der Republik. Woran zweifelt er? Am Eigentum des Volkes? Oder an der Rechtmäßigkeit des beschlossenen Abrisses?
Der Palast der Republik war ein Wahrzeichen sozialistischer Machtpolitik, ein Herrschaftsinstrument ersten Ranges. Viele Menschen erinnern sich gern an die komfortablen Cafés und Restaurants. Die Volkskammer hatte ihren Sitz im Palast und 1990 die einzige demokratisch gewählte Volksvertretung der DDR.
August 2005
Von 1998 bis 2003 wird das bewegliche Inventar entfernt. Die Asbestsanierung verändert den Bau auch äußerlich stark. Im November 2003 beschließt der Deutsche Bundestag den Abriß des Palastes der Republik. Im Januar 2006 sollen die Arbeiten beginnen.
September 2005
Geschätzte 800 Millionen DDR-Mark gab die Regierung für den Mehrzweckpalast aus. Daß die Finanzpolitik der Honecker-Regierung die Wirtschaft der DDR kollabieren ließ, daran hatte der Bau des Palastes seinen Anteil. Gäste aus Sachsen ärgern sich heute noch, daß Der Bau die Ressourcen der Republik aufsog. Im Dezember 2005 vergibt die Bundesregierung den Auftrag zum Abriß des Palastes. 6,4 Millionen Euro soll er kosten. Im September 2006 wird bekannt, daß weitere 9,6 Millionen Euro notwendig sind.
20. April 2006
Selektiver Rückbau heißt der Abriß des Palastes der Republik offiziell. Das heißt wörtlich genommen, dass nur ein Teil des Gebäudes abgetragen wird. Dass das nicht stimmt, sehen alle Menschen, die sich die Rückbaustelle ansehen.
Hinter dem gut durchschaubaren Bauzaun liegen die Schutthaufen, nein, die wohlsortierten Haufen. Der Rückbau ist umweltverträglich organisiert. Schutt und Metall und andere Materialien werden von Hand sortiert gelagert.
Mai 2006
Die Palastschaustelle: Große Tafeln mit Bildern und Texten dokumentieren die Geschichte des Platzes, an dem einst das Schloß stand, noch der Palast steht und - wann ? - das Humboldt-Forum stehen wird. Ein Schloß wird es nicht wieder geben.
Mai 2006
In der Sonne leuchtet die Palastruine und zieht viele Schaulustige an. Gegenüber, auf dem Platz vor dem früheren Staatsratsgebäude, halten die Touristenbusse, manche sehr lange. So, wie der Palast jetzt aussieht, mag ihn niemand mehr.
September 2006
Der Rückbau kommt gut voran. Die Mitte des Palastes lässt schon den Fernsehturm und - je nach Standort des Betrachters - die Marienkirche durch die Ruine durchblicken.
Daß der Palast der Republik kein so modernes Gebäude war, wie viele Menschen meinen, ist bei Anke Kuhrmann nachzulesen. Die Autorin stellt fest, daß er ideengeschichtlich an ein sowjetisches Vorbild anknüpft: Die Planung zum Palast des Obersten Sowjet in Moskau, die 1931 mit einem ersten Wettbewerb begann.
Januar 2007
180 Meter ist der Palast der Republik lang und 86 Meter breit, noch. Von den einst 32 Metern Höhe hat er einige schon eingebüßt. Die ehemals 625 000 Quadratmeter Grundfläche sieht ihm niemand mehr an.
März 2007
Freigeschossen: Der Durchbruch ist geschafft! Jetzt freuen sich die Schloßbauer und werden weitere Meister- und Gesellenarbeiten für die Kopien der 150 erhaltenen Originalteile des Berliner Schlosses vergeben.
August 2007
Das Foyer ist abgebaut. Zwei getrennte Bauteile des Palastes der Republik stehen noch. Es werden mehr als 78 000 Tonnen Abrißmengen anfallen, die wiederverwertet oder sachgerecht und umweltscho-nend entsorgt werden, schreibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
19 300 t Eisen und Stahl, 56 600 t Betonabbruch 600 t Ziegel und Holz, 500 t Glas, 1 000 t Bitumengemische, Kunststoff und Dämmmaterial und 200 t besonders überwachungs-bedürftige Stoffe werden über Last-kähne auf der Spree abtransportiert.
August 2008
Im Sommer 2007 sollte der selektive Rückbau abgeschlossen sein. Er verzögert sich weit über das Jahresende 2008 hinaus. Schon lange fasziniert der Anblick niemanden mehr. Ob mal jemand darüber nachdenkt, daß diese Ruine mitten in der Stadt steht?
Gerhild H. M. Komander
Der Text erschien zuerst im "Berliner Lindenblatt" 2007.
Leseempfehlung: Anke Kuhlmann: Der Palast der Republik, Michael Imhof Verlag
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