150-PerleImGestrickRomy Schneider in Berlin

oder
Die schöne Seite der Wasserstadt Spandau

Im Quartier Pulvermühle in Haselhorst hat Romy Schneider nie gewohnt...

 

In Mitte müht man sich und müht sich ab, um allen neuen Straßen Namen von Frauen zu geben. Gibt es denn überhaupt so viele berühmte, verdiente, berüchtigte Frauen in der Berliner Geschichte oder Frauen, die einen Bezug zu unserer Stadt haben?

 

In Spandau ist das ganz einfach, denn dort gibt es nicht den verpflichtenden Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, neue Straße und Plätze nach Frauen benennen zu müssen. Deshalb ist man dort ganz zwanglos und sehr stolz auf die Namensvergaben, während in Mitte, um mal so ein kurioses Beispiel herauszugreifen, der Beschluß zur Benennung des Dreiecks am Bahnhof Friedrichstraße – zwischen Georgenstraße und Reichstagufer – in Dorothea-Schlegel-Platz zwar längst gefasst, das Straßen- beziehungsweise Platzschild noch nicht aufgestellt wurde. Diesbezügliche Nachfragen blieben bislang unbeantwortet.

 

Nicht immer ist die Vergabe von Straßennamen glücklich, für die Namenspatronin. Zumindest zwiespältig ist sie im Falle des Wohnquartiers Pulvermühle, dem Teil der Wasserstadt Spandau, der in der Ecke von Kleiner Eiswerderstraße und Goldbeckweg liegt. Denn erstens hatte das Projekt Wasserstadt Spandau so viele negative Schlagzeilen wie selten ein Wohnungsbauprojekt in der jüngeren Geschichte Berlins, zweitens lässt die bunkerartige Bebauung deutliche Zweifel an den stadtplanerischen Fähigkeiten der Verantwortlichen aufkommen, und drittens, resultierend aus zweitens, spricht ein hoher Leerstand nicht eben für zeitgemäße Wohn- und damit Lebensqualität.

 

Im Quartier Pulvermühle in Haselhorst hat Romy Schneider, die österreichische Schauspielerin, gebürtige Wienerin, die am 23. September 2008 ihren siebzigsten Geburtstag hätte feiern können, wäre sie nicht am 29. Mai 1982 in Paris gestorben, nie gewohnt. Romy Schneider lebte nach ihrer Heirat mit Harry Meyen für einige Zeit in Berlin, sie drehte mit Berlins Schauspielkind Hotte Horst Buchholz und galt auch sicher den BerlinerInnen zuerst und immer wieder als „Sissi", die Kaiserin. Seit dem 19. Februar 1997 gibt es in Berlin eine Romy-Schneider-Straße.

 

Das Quartier Pulvermühle ist ein Frauenquartier, was die Straßennamen betrifft, ein Schauspielerinnen-Quartier ganz genau. Nebenan heißen die Straßen, die, wenn die Wohnhäuser eher Häusern statt Bunkern glichen, Gassen genannt werden müssten, nach Therese Giese (6. März 1898 München - 3. März 1975 München), Ruth Stephan (27. Oktober 1925 Hamburg - 8. August 1975 Berlin), Olga Tschechowa (14. April 1897 Alexandropol/ Gjumri, Armenien - 9. März 1980 München), Elsa Wagner (24. Januar 1881 in Reval/ Tallinn - 17. August 1975 Berlin) und Lilli Palmer (24. Mai 1914 Posen - 27. Januar 1986 Los Angeles), an die auch eine Gedenktafel an ihrem einstigen Wohnort, Hölderlinstraße 11 in Westend erinnert.

 

Überquert man über die Kleine Eiswerderstraße die Insel Eiswerder und hält sich auf dem Spandauer Festland links, gerät man schon in das nächste Frauenviertel am Spandauer See: im Schultheiss-Quartier wird Paula Hirschfeld, Rosa Reinglass und Frieda Arnheim gedacht, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von nationalsozialistischen Deutschen deportiert und ermordet wurden.

Wie sehr wir Romy Schneider, die eine kurze, glückliche Zeit in Berlin lebte, die Zuneigung für die Person und die Bewunderung für die Schauspielkunst europaweit teilen, verdeutlicht die Filmreihe, die das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum der Deutschen und Österreicherin widmet.

 

Gerhild H. M. Komander

 

Der Text erschien zuerst im "Berliner Lindenblatt" 2008.

 

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