Joachim Friedrich Markgraf von Brandenburg
Ein Kurfürst gründet Schulen und das Joachimsthalsche Gymnasium

 

Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches

 

27. Januar 1546 Cölln - 28. Juli 1608 auf dem Weg zwischen Storkow und Rüdersdorf
1570 Heirat mit Katharina von Brandenburg-Küstrin, Tochter Johanns (10. August 1549 Küstrin - 30. September 1602 Cölln (Berlin)
1603 Heirat mit Eleonore von Preußen (21. August 1583 Königsberg - 9. April 1607 Cölln (Berlin)
Grabstätte: Dom zu Berlin

 

1553 Bischof von Havelberg
1555 Bischof von Lebus
1560 Bischof von Brandenburg
1567 Wahl zum Administrator des Erzstiftes Magdeburg
1598 Kurfürst
1603 Baubeginn der Elbe-Oder-Verbindung (Finow-Kanal)
1604 Errichtung des Geheimen Rats
1605 Vormundschaft über den geisteskranken Herzog Albrecht Friedrich von Preußen
1607 Gründung des Joachimsthalschen Gymnasiums

 

Kurfürst Joachim Friedrich widmete sich hauptsächlich der Wirtschaftspolitik, finanzierte die Gründung von Glashütten, Webereien und Meiereien. Die Anlage neuer Straßen und Wasserwege förderte Verkehr und Handel. Mit der Einrichtung des Kupferhammers bei Eberswalde 1603 und des Eisenhammers in Heegermühle 1608 setzte der Kurfürst die Entwicklung der Region zu einem der frühesten industriell-gewerblichen Standort in Gang.

 

Besonderes Augenmerk lieh Joachim Friedrich dem Schulwesen.
Die berühmteste seiner Gründungen ist die des Joachimsthalschen Gymnasiums. Eine „Fürstenschule“ nach sächsischem Vorbild für die begabtesten Jungen aus Adel und Bürgertum, die bald in ganz Deutschland für ihre pädagogischen Leistungen bekannt wurde. Der Besuch sollte die Schüler auf das Studium an der Landesuniversität Frankfurt und die Beamtenlaufbahn vorbereiten.
In Joachimsthal wurde die schulsportliche Tradition Brandenburgs begründet: Reiten, Fechten und Tanzen standen auf dem Plan.
1604 gründete Joachim Friedrich die Stadt Joachimsthal.

 

Joachim Friedrich sah sich der Forderung nach einer besseren Bildung seiner Landeskinder ausgesetzt. Er stellte sich ihr und nahm die Mittel - immer noch - aus der Kasse der Säkularisation, denn er war der Meinung, „Es hetten die Marggraffen zu Brandenburg so viel geistliche Güter zu sich genommen, daß sie davon wol könnten eine churfürstliche Schule anrichten und erhalten.“
Nach langjährigen Vorbereitungen wurde die Schule im August 1607 feierlich eingeweiht. Der Kurfürst hatte mit Bedacht einen ruhigen Standort gewählt, um die Knaben von allen schädigenden Einflüssen fernzuhalten. Der kleine Ort Joachimsthal war 1604 von Joachim Friedrich gegründet und mit Stadtrechten ausgestattet worden. Hier besaß er ein Landhaus, das nun Bestandteil der neuen Fürstenschule wurde.

 

Schulen und Kirchen sollten nach Ansicht des Kurfürsten die reine Lehre Gottes erhalten, das heißt die lutherische Lehre. Er wolle daher mit der Schulstiftung dem Beispiel der Vorfahren und anderen Fürsten folgen.
Die Jugend sollte in der rechten, reinen Lehre unterwiesen werden, zu Fleiß und Tugend angehalten werden, um in geistlichen und weltlichen Ämtern ihres Staates nützlich zu sein. Im Vordergrund des Unterrichtes sollte nach der Unterweisung in „Gottes Furcht“ die vornehmsten und nützlichsten Sprachen sowie die freien Künste stehen. Die Zielsetzung unterschied sich also nicht von der des Berlinischen Gymnasiums, sondern ergänzte dieses. Auch in Joachimsthal wurden die Schüler auf das Studium an der Frankfurter Universität vorbereitet.

 

Der Zeitpunkt für diese Schulgründung war umso wichtiger, als „Papisten“ und Calvinisten Irrtümer in der christlichen Lehre verbreiteten, zudem die Jesuiten, die sich besonders um das Schulwesen kümmerten, in rastlosem Werben durch Europa zogen. So war diese Schulgründung auch ein Stück Kirchenpolitik. Auch hier sei noch einmal der Hinweis gegeben, daá der folgende Kurfürst, Johann Sigismund, zum calvinistischen Bekenntnis konvertierte. Joachim Friedrich zeigte sich durchaus tolerant gegen die Calvinisten, hatte auch viele Berater aus diesem Kreis. Doch wünschte er Eindeutigkeit in Religionsfragen für seine Landeskinder. In die Regierungszeit dieses Kurfürsten fällt auch die erste Erwähnung der Kunstkammer, die  wohl spätestens unter Joachim II. entstanden sein dürfte.

 

1598 schenkte Joachim Friedrich seiner Frau Katharina das Gut Potsdam zur Erhaltung ihres Hofstaates und der Schloßapotheke in Berlin. Sie wollte in Potsdam auch wohnen, ließ die alten Gebäude auf dem Burggelände abreißen und vollendete den Neubau 1599. Drei Geschosse hoch, auf dem Dach von zwölf Giebeln bedeckt, enthielt das Gebäude 38 Räume, davon 15 heizbar.
Kurfürstin Katharina bewohnte das zweite Obergeschoß.

 

Gerhild H. M. Komander

 

Literatur:

Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin 1980.

Werner Natzschka: Berlin und seine Wasserstraßen, Berlin 1971.

Hans E. Pappenheim: Die Joachim-Friedrich-Gedenkstätte bei Grünau. Zur Geschichte des Denkmalgedankens in Brandenburg-Preußen, in: Bär 14, 1965, S. 195-225.

Johannes Schultze: Die Mark Brandenburg, Bd. 4, Berlin 1964.

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