Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst

Krieg und Frieden. Der erste Teil

 

Markgraf von Brandenburg Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Herzog in Preußen

16. Februar 1620 Cölln - 9. Mai 1688 Potsdam

1646 verh. mit Louise Henriette von Nassau-Oranien (1627-1667)

1668 verh. mit Dorothea von Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1636-1689), verwitwete Her­zogin von Braunschweig-Lüneburg

Grabstätte: Berliner Dom


Als Kurfürst Friedrich Wilhelm 1640 die Nachfolge seines Vaters Georg Wilhelm antrat, war der Dreißigjährige Krieg noch im Gange, der aus konfessionellen Gegensätzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem sich verschärfenden Gegensatz der Stände zur Habsburgermonarchie entstanden war. Durch das Eingreifen außerdeutscher Staaten war Deutschland zum Schauplatz eines europäischen Machtkampfes geworden.

Georg Wilhelm hatte versucht, sein Land aus dem Kampf zwischen katholischer und protestantischer Seite, zwischen dem Kaiser und dem König von Schweden, herauszuhalten. Dennoch wurde die Kurmark Brandenburg als Hauptkriegsschauplatz des Dreißigjährigen Krieges eines der am schwersten betroffenen Länder.

Als der Kurfürst Georg Wilhelm am 1. Dezember 1640 starb, hinterließ er seinem Nachfolger ein bitteres Erbe. Die Bevölkerungsverluste der Mark Brandenburg betrugen bis zu fünfzig Prozent. Die kurfürstlichen Einnahmen, die ehemals 260 000 Taler betragen hatten, beliefen sich noch auf 35 000.


Der Dreißigjährige Krieg

Friedrich Wilhelm wendete die brandenburgische Außenpolitik sofort zu einer schwedenfreundlichen Politik und begann alsbald mit Friedensvorkehrungen, vor allem mit dem Truppenabbau. Nach vierjährigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück wurde am 24. Oktober1648 der Westfälische Frieden geschlossen.
Der Gewinn für Brandenburg war gering: Hinterpommern und Cammin, Bistümer Halberstadt und Minden, Grafschaft Hohenstein, Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg. Vorpommern ging wider den Wünschen Friedrich Wilhelms an Schweden.

Der Westfälische Frieden bestätigte die Vorherrschaft Schwedens im Ostseeraum. Die letzten Truppen zogen erst fünf Jahre später ab und auch das erst, als der Kurfürst den Abzug unter Vermittlung des Kaisers erkauft hatte. Brandenburg hatte noch Jahre über den Friedensschluß hinaus die Großmacht Schweden und deren wiederholte Übergriffe zu fürchten.


Der Schwedisch-Polnische Krieg 1656-1660

Als 1654 nach dem Thronverzicht Christinas von Schweden, der Cousine Friedrich Wilhelms, Karl X. Gustav auf den schwedischen Thron gelangte, waren die Friedensbemühungen des Kurfürsten zunichte gemacht. Er mußte den schwedischen Soldaten auf ihrem Marsch nach Polen Durchzug durch Hinterpommern und Verpflegung gewähren und am 17. Januar 1656 die Anerkennung der schwedischen Lehnshoheit über Preußen hinnehmen.

Erst durch die Entscheidung in der Schlacht bei Warschau gelang es Friedrich Wilhelm, diese Demütigung rückgängig zu machen, da er an der Seite Karl X. Gustav die erste große Schlacht nach dem Dreißigjährigen Krieg mitgewonnen hatte. Im Vertrag von Labiau erfolgte daraufhin am 20. November 1656 der Verzicht Schwedens auf die preußische Lehnshoheit.

Für den Preis der endgültigen Loslösung Preußens von der polnischen Lehnshoheit wechselte Friedrich Wilhelm mit dem Vertrag von Wehlau am 19. September 1657 von der schwedischen auf die polnische Seite über. Am 3. Mai 1660 wurde der durch den Tod Karls X. Gustav begünstigte Frieden von Oliva geschlossen. Die Huldigung der preußischen Stände erfolgte am 18. Oktober 1663 in Königsberg.


Der Schwedisch-Brandenburgische Krieg 1674-79

Ende 1674 marschierten schwedische Truppen auf Veranlassung Frankreichs in die Uckermark ein. Die brandenburgische Armee befand sich noch in Franken, nachdem sie an der Seite der Vereinigten Niederlande an den Kämpfen gegen Frankreich teilgenommen hatte. Die Bevölkerung floh aus Angst vor den Greueltaten der heranziehenden Meute.

Im Juni 1675 trieb Feldmarschall Derfflinger die Schweden durch einen „kühnen Handstreich“ auf Rathenow zur Flucht, worauf sie von den Brandenburgern unter Anführung des Kurfürsten bei Fehrbellin vernichtend geschlagen wurden.

Der Sieg von Fehrbellin übte eine verheerende Wirkung auf das Prestige Schwedens aus. Friedrich Wilhelm gewann dadurch den Beinamen „Der große Kurfürst“. War schon die Nachricht von dem Ergebnis der Schlacht von Warschau in aller Munde gewesen, in ganz Europa mit dem Namen des Kurfürsten von Brandenburg verknüpft worden, wurde nun der Ruhm Friedrich Wilhelms begründet durch die „erste Schlacht von Bedeutung, welche die Brandenburger allein gewannen.“

Mit diesem mehr moralischen denn politischen Sieg vollzog Friedrich Wilhelm den ersten Schritt zur endgültigen Vertreibung der Schweden aus brandenburgischem Gebiet. Die legendäre Jagd über das Kurische Haff im Winterfeldzug 1678/79 vollendete sie.
In einer Flugschrift, „Teutschlands wahrhaftes Interesse bei jetztigen Konjunkturen“, stellte der Kurfürst Frankreich und Schweden als Feinde des Deutschen Reiches dar und lieferte Argumente für eine Revision des Westfälischen Friedens zugunsten des Kurfürstentums Brandenburg.


Rückkehr nach Berlin

Von Kleve aus führte der junge Kurfürst zunächst seine Regierung und pflegte die Beziehungen in die Niederlande, in denen er zuvor, von 1634 bis 1638 gelebt und studiert hatte. Friedrich Wilhelm berief den Baumeister Johann Gregor Memhardt (1607-1678), der schon seinem Vater gedient hatte, zum kurfürstlichen Ingenieur. Als ersten Auftrag erhielt er die Verbesserung der Befestigungen der Schwanenburg. Die Besitzungen des jungen Kurfürsten mußten geschützt werden.

1646 kehrte Friedrich Wilhelm in die Mark zurück. Nachdem die Verhandlungen über eine Heirat mit seiner Cousine Christina von Schweden erfolglos gewesen waren, hielt er mit Erfolg um die Hand der ältesten Tochter eines der mächtigsten und angesehensten Fürstenpaares Europas an:
Louise Henriette von Nassau-Oranien, Tochter des Statthalters der Niederlande Prinz Friedrich Heinrich und der Amalie von Solms-Braunfels.
Die Hochzeit fand am 27. November 1646 in Den Haag statt.


Steuern für den Wiederaufbau

Die Präsenz Schwedens als kurbrandenburgischer Nachbar prägte die Geschicke des Landes während der gesamten Regierungszeit Friedrich Wilhelms. Aus diesem Grund widmete der Kurfürst sich vor allem dem Ausbau seiner Residenzstadt Berlin-Cölln zur Garnison und Festung, dem Aufbau des Heeres und erst dann den Maßnahmen zur Behebung der Kriegsschäden seines Landes.

Neue Steuern für die notwendigsten Hiflsmaßnahmen lasteten schwer auf der Bevölkerung. Die Kontribution diente dem Aufbau der Armee, einem stehenden Heer nach niederländischem Vorbild organisiert. Die Akzise betraf sowohl Genußmittel wie Bier, Wein, Branntwein und Tabak als auch fast alle Güter des täglichen Bedarfs. Scharfe Kontrollen und teilweise Abgabenfreiheit für den Adel verärgerten Bauern und Bürger sehr.

Der Einzug in das wiederhergerichtete Berliner Schloß im Jahre 1652 bedeutete die endgültige Rückverlegung des Hofes nach Berlin. Dieses Ereignis mag dem Repräsentationswillen des Kurfürsten genüge getan haben, für das wirtschaftliche und kulturelle Leben Berlins bedeutete es zunächst gar nichts.

Die militärische Reorganisation Brandenburgs ging folgerichtig einher mit der Schaffung eines stehenden Heeres, für das Friedrich Wilhelm die Bewilligung der Kosten von Adel und Städten erzwang. Um dieses Heer zu versorgen und zu verwalten, entstand als erste landesweite Verwaltungsstruktur das Generalkriegskommissariat mit Sitz in Berlin. Das war der Beginn des Aufbaus eines modernen Staates mit zentraler absolutistischer Verwaltung.

 

Gerhild H. M. Komander

 

Literatur:
Barbara Beuys: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979

Ernst Opgenoorth: Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, Band 1: Eine politische Biographie 1620-1660, Band 2: Eine politische Biographie 1660–1680, Göttingen, Zürich 1971/1978

 

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