150 GrabfigurMarie von Kleist  und Königin Luise

Hofdame Königin Luises und Förderin Heinrich von Kleists

24. Oktober 1761 Marie von Kleist (Margaretha Philippine) wird in Bernau geboren.

17. Juni 1831 Marie von Kleist  stirbt auf Schloss Manze bei Nimptsch im Landkreis Strehlen.


Marie von Kleist ist Hofdame und Vertraute Königin Luises in Kronprinzessinnentagen und jene der vielen Frauen um die Königin, die sie als erste mit der neueren deutschen Literatur bekannt macht. Ihre Freundschaft überschneidet sich dann zeitlich mit jener zwischen Luise und Caroline von Berg. Berühmter als beide Frauen ist eine Person, die Marie von Kleist mehr am Herzen liegt, als ihr gut tut, Heinrich von Kleist.

Sie ist die Tochter des hugenottischen Pfarrers von Bernau von Gualtieri und mit Friedrich Wilhelm Christian von Kleist verheiratet. Eine unglückliche Verbindung mehr, aus der sich die Frau später durch Scheidung befreit.

"Maries Verwandtschaft mit Heinrich ist nicht so nahe, wie die nach ihrem eigenen Vorgang in der Kleistliteratur üblich gewordene Bezeichnung Cousine erwarten läßt. Ihr Mann gehörte dem Muttriner, Heinrich dem Damenschen Ast einer Geschlechtslinie an, die sich bereits im 15. Jahrhundert in diese beiden Äste teilt. Also lediglich Geschlechtsgenossen, nicht Vettern im eigentlichen Sinne sind Friedrich Wilhelm und Heinrich von Kleist. Marie ihrerseits stammte aus einer italienischen Familie, die erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Preußen gekommen zu sein scheint und deren Name hier um die Mitte des 19. wieder untergegangen ist. Sie war die Tochter des 1778 verstorbenen Geheimen Rates Albert Samuel v. Gualtieri, dem erst im Jahre 1769 ein preußisches Anerkennungsdiplom seines Adels ausgestellt worden war, und der Margaretha Bastide." (Bruno Hennig, Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, 12. 9. 1909)

Marie von Kleist ist engste Vertraute der letzten Lebensjahre Heinrichs von Kleist. Sie zahlt die  Pension, von der Kleist glaubt, sie käme von seiner Königin. Jens Bisky vermutet in seiner Kleist-Biographie, daß der Gedankenaustausch "wohl Kompensation für die wenig glückliche Ehe" der Hofdame war. (Bisky 326) Ihre verzweifelten Briefe aus den letzten Lebenstagen Heinrichs an den Sohn Pierre, Freund Kleists und Flügeladjutant des Königs, zeugen von einer sehr engen Bindung.

Für die Kronprinzessin und Königin Luise ist Marie von Kleist Freundin und Lehrerin zugleich.
Luise muß sich erst in ihrer Rolle als Ehefrau und Kronprinzessin zurechtfinden, dann nimmt sie die Ratschläge der Freundinnen Marie von Kleist (1761-1831) und Caroline von Berg (1760-1826) an, läßt sich von diesen weit überdurchschnittlich gebildeten und selbstbewußten Frauen zur eigenen Bildung führen, tauscht Bücher, Titel der neuesten Literatur, und Gedanken darüber mit ihnen aus. Und bleibt dabei stets die Ehefrau.

Ihrer „lieben Kleist“ teilt sie in einem Brief vom 24./26. November1801 mit, daß Christian von Massenbachs Geschichtsbuch ihr angenehme und unterhaltsame Stunden bereite.
„Von der gestrigen Abendunterhaltung konnte ich nicht dasselbe sagen,“ denn der König sei schlechter Laune, weil sie nach Berlin fahre.
Andere Tage sind voller Glück. „Denken Sie sich, als ich abends von Ihrer Wohnung zurückkam, las ich meinem Mann >>von den 4 Jahreszeiten der Liebe<< vor; beim Lesen unterbrach er mich und machte die für mich so wichtige und wohltuende Bemerkung, daß Jean Paul zu schnell über den Sommer der Liebe hinweggegangen sei. -
Als ich geendet hatte, sah ich, daß er gerührt war, und an seinem Halse weinte ich Tränen der Freude und Dankbarkeit, daß unsere Herzen denen so ähnlich waren, die Jean Paul beschrieb, und ich war den ganzen Abend glücklich; warum ist das nicht immer so? Sicherlich hatte ich gestern abend unrecht, denn als ich ihm gute Nacht sagte, war ich kalt und innerlich ärgerlich, aber, großer Gott, ich bin kein Engel, sondern eine Frau und durch meine Natur schwach. Luise.“

Christian von Massenbach ist verheiratet mit Marie von Kleists Schwester Amalia, begründet mit Gerhard von Scharnhorst die Militärische Akademie zu Berlin, deren Aufgabe es ist, die Offiziere besser, zeitgemäßer auszubilden. Er rät dem Fürsten von Hohenlohe nach der Schlacht von Jena 1806 zur Kapitulation der Garnison von Prenzlau, um das Leben der verbliebenen Soldaten zu schonen. Den vierten Band seiner Geschichte der preußischen Staaten unter der Regierung Friedrich Wilhelms II. und Friedrich Wilhelms III. läßt der König 1810 aufgrund der darin enthaltenen Kritik an der Kriegsführung der letzten Jahre einziehen und vernichten.

Aus der Sicht Friedrich Wilhelms III. ist es nicht verwunderlich, daß er über die Freundschaft Luises mit einer solch "gefährlichen" Frau beunruhigt war. Tatsächlich ging es um mehr als nur Literatur.

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