| Nr. 26, Oktober 2008 |

„Hast Du mal probiert, ihm den PC wegzunehmen?"

Elternrat im Café K

Von HENNY BEHM

„Die Gesamtschule ist für i h n das Beste. Wegen seiner Faulheit, er war auf dem Gymnasium, dann auf der Realschule, jetzt droht die Hauptschule."
„Paul, was würdest Du machen?"
„Hast Du mal probiert, ihm den PC wegzunehmen?"
„Die Spiele, nur noch chatten durfte er. Das ist ja sein soziales Umfeld. Aber die Spiele kann er sich alle aus dem Netz herunterladen."
„Ja, es raubt ihm ja Zeit, und Energie."
„Aber das Chatten auch."

„Was kann man denn da machen?"
„Wir können nichts machen. Vielleicht müssen wir das einfach ignorieren. Wenn nein ist, ist nein, und ich sage nichts mehr, aber ob er dann bleibt oder sich hinwegsetzt ..."
„Wie war das bei Dir?"
„Ich habe mit meinem Sohn keine Autoritätsprobleme gehabt."
„Mir würde es ja egal sein, wenn er sich nicht durch seine Faulheit die Bildung verderben würde. Der Rest wäre seine Sache. Da kann ich sowieso nichts machen."

„Ich bin entsetzt über das, was Du erzählst."
„Er war doch ein goldiger Kerl."
„Was tut er denn sonst?"
„Musik?"
„Ja, weil Papa ihn hinfährt. Bei uns ist ja mittlerweile zero tolerance. Er tyrannisiert mittlerweile die ganze Familie. Er hat eine unheimliche Karft, voll aufgebaut mit Kohlehydraten. Und er kommt nicht raus. Die stärkste Bewegung, die er macht, ist die mit der Maus. Der geht doch nicht zum Sport."
„Und Radfahren?"
„Das ist permanenter Kampf. Das steht einem hier, ganz oben. Die ganze Aggression geht zuhause raus, draußen bei den Freunden ist er lieb."
„Das ist bei jedem anders, wie er sich abnabelt."
„Was uns fehlt, ist eine Oma und ein Opa, eine Tante, ein Freund. Aber wir leben so abgeschnitten. Da kommt ja so schnell keiner vorbei."
„Ja, das könnte das entdramatisieren."

„Wir haben drei Tage lang nachmittags Kommasetzung geübt. Dann habe ich gesagt, das wird bestimmt ´ne Drei. Schlaf Dich gut aus und konzentrier Dich. Das wird was."
„Und?"
„Nach zwei Wochen habe ich gefragt, weil er nichts sagte."
„Und?"
„Fünf. Warum hast Du nichts gesagt, die Arbeit nicht gezeigt, habe ich ihm gesagt. Die Antwort war, wir brauchen die Arbeiten nicht den Eltern zu zeigen. Was soll man da machen?"
„Ich hab' vor einiger Zeit was gelesen. Hat mich, weil ich keine Kinder habe, nicht so gepackt: Arbeiten in Sibirien."
„So ein Kinder-Gulag?"

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- © henny behm 10/08 -

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