Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst

Kurfürstin Dorothea, die Schlösser und der Berliner Lustgarten. Der dritte Teil

 

Kurfürstin Dorothea

Auch Kurfürstin Dorothea war nicht untätig. Friedrich Wilhelm hatte sie ein Jahr nach dem Tod Louise Henriettes 1667 geheiratet. Niederländische Kunst war ihr aus ihrer Heimat Schleswig-Holstein vertraut. Hatte doch 1621 Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf die Stadt Friedrichstadt - ein noch heute bestehendes Pendant zu Potsdam - als neue Heimat niederländischer Glaubensflüchtlinge gegründet.

 

1670 machte ihr der Kurfürst einen Teil des ehemaligen Gartens vor den Toren Berlins zum Geschenk. Der Garten war verkommen, das Gelände morastig.
Dorothea wird als „eine überaus ökonomische Dame“ beschrieben. Sie ließ dort ein Vorwerk errichten, zu dem Joachim Ernst Blesendorf (1640-1677) den Umriß entwarf und die Straßen und Grundstücke absteckte. Die „neuangelegte Vorstadt vorm Neuen Thore des Friedrichs-Werders“ entstand, ab 1676 kurz Neustadt oder Dorotheenstadt genannt.

Die Stadt wurde mit Wall und Graben umgeben und in die Festung Berlin-Cöllns einbezogen. Das Land sollte wenigstens einen Grundzins abwerfen. Uneigennützig waren die Arbeiten der Kurfürstin also keineswegs, wenn sie auch in das Konzept Friedrich Wilhelms paßten, das Förderung von Handel, Gewerbe und Bautätigkeit in Brandenburg vorsah.


Schloß Berlin

Der Architektur, die in Berlin und Brandenburg während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ganz unter niederländischem Einfluß stand, galt Friedrich Wilhelms erstes Interesse, da er seinem über die Landesgrenzen hinaus stetig größer werdenden Ansehen ein im Innern entsprechendes Aussehen verleihen wollte. Dieser recht bescheidene Repräsentationswille des Kurfürsten konzentrierte sich zunächst auf das kurfürstliche Schloß in Berlin.

Schloß und Lustgarten waren bei der Ankunft des Kurfürstenpaares in Berlin vollkommen verwahrlost. Man ließ das Schloß zunächst nur reparieren und kurfürstliche Wohnräume herrichten. Louise Henriette fügte diesen Zimmern eine Kapelle an, die Johann Gregor Memhardt entwarf.

1679-80 entstanden neue Privatzimmer für den Kurfürsten, der zuvor im Turm Kurfürst Friedrichs II. gewohnt hatte. Die Kurfürstin bewohnte den Spreeflügel. Die Staatsschlafzimmer lagen an der Ecke von Spree- und Lustgartenflügel (zwischen Apotheke und Herzoginhaus).

Der Ausbau einer kompletten Privatwohnung hing mit dem Ausbau des Absolutismus zusammen: in den Privatzimmern war der Fürst ungestört, in Staatszimmern bestanden Repräsentationspflicht und strenges Zeremoniell, bestimmte Hofleute und Würdenträger hatten Anspruch auf Zutritt.

{mosimage}1681 bis 1685 ließ Friedrich Wilhelm den Alabastersaal im Querflügel auf dem alten Torgebäude errichtet, der äußerlich nur durch hohe Fenster auffiel. Er war bis zur Zerstörung des Schlosses erhalten. Den Innenraum gestalteten in architektonischer Gliederung korinthische Pilaster, Stuck und Malereien an der gewölbten Decke. Nischen- und Tür- beziehungsweise Fensterachsen wechselten einander ab.

In den Nischen fanden Statuen ihren Platz, Werke von Bartholomäus Eggers, 1687 beendet. Eggers gehörte zu den prominentesten Vertretern der niederländischen Bildhauerschule. 12 Marmorfiguren der Hohenzollern-Kurfürsten, wobei die 12. für Friedrich III. erst unter diesem hinzugefügt wurde. In den Stirnwandnischen ließ Friedrich Wilhelm vier Kaiserstatuen aufstellen: Cäsar, Alexander den Großen, Kaiser Konstantin den Großen und Rudolf von Habsburg, historische Gestalten, die Friedrich Wilhelm besonders schätzte.

Die Besinnung auf die Ahnen aus den eigenen Reihen und darüber hinaus auf selbst gewählte Vorbilder der antiken und mittelalterlichen Welt bezeugt nicht nur ein allgemeines historisches Interesse. Eine Art Gleichstellung und das eigene Fortkommen, die Erhöhung seines Ansehens sollte demonstriert werden, indem der Kurfürst das eigene Abbild nicht nur in die Reihe seiner Ahnen stellen ließ, sondern auch neben anerkannt große Persönlichkeiten vergangener Zeiten.

 

Der Berliner Lustgarten

Der Lustgarten, seit der Zeit des Kurfürsten Friedrich II. vorhanden, umfaßte etwa den Bereich des heutigen Lustgartens. Die Spitze der Spreeinsel kam dem Festungsbau zugute.
Johann Moritz von Nassau-Siegen gab die Disposition des Gartens im Stil holländischer Gärten und der weiteren Umgebung des Schlosses an.

Auf regelmäßigen Gartenstücke, umzogen von Wassergräben, zogen die Gärtner Blumen, Heil- und Nutzpflanzen. Einen großen Garten mit Heil- und Nutzpflanzen legte Friedrich Wilhelm auch im Dorf Schöneberg an, wo er Guts- und Dorfherr war (heute Kleistpark und etwas mehr).

Außerhalb der Gartenmauern entstand das Ballhaus am Münzturm, in dem nicht getanzt, sondern Ball gespielt wurde. In die Bastion auf der Inselspitze baute Johann Arnold Nering, der seit 1675 bei Michel Matthias Smids als Gehilfe tätig war, 1685 eine Orangerie.

1687 ließ der Kurfürst den sogenannten Galerieflügel beginnen. Bildergalerie, neue Staatsappartements und Bibliothek sollten hier entstehen. Der Bau ist im Plan von Johann Bernhardt Schultz schon zu sehen, aber von dem Nachfolger Friedrich III./I. nicht vollendet.
Die Vorderwand des Erdgeschosses blieb stehen und wurde von Friedrich II. für den Neubau des Berliner Doms verwendet.

Seit 1647 verband die heutige Straße Unter den Linden als Reitweg das Schloß mit dem Tiergarten.

Das einzige Gebäude aus der Zeit des Großen Kurfürsten, das in Berlin erhalten blieb, ist der Marstall. Er war ausgelagert worden und 1665-70 in der Breiten Straße errichtet worden. Ladenreihen im Schloßgelände wurden an Réfugiés vergeben und brachten dem Kurfürsten direkte Einnahmen.


DAS SCHLOß POTSDAM 1664-1670

Wichtiger als das Berliner Schloß scheinen dem Kurfürsten Stadt und Schloß Potsdam gewesen zu sein. 1660 übergab er die „Potsdammische Sache“ Otto von Schwerin, der den Rückkauf aus Verpfändung übernahm. Zwischen 1660 und 1664 wurden Bornim, Caputh, Bornstedt und andere erworben, 1680 Glienicke.

Die entscheidenden Anregungen kamen wiederum von Johann Moritz: „Das ganze Eiland muß ein Paradies werden“, hatte er dem Kurfürsten geschrieben. Das Vorbild war Kleve. Das Motiv für den Erwerb so vieler Gebäude und Grundstücke war wohl die Jagdleidenschaft des Kurfürsten. 1661 fertigte Johann Moritz Entwürfe für die Anlage der Stadt an. Er schickte dem Kurfürsten Architektur- und Gartenbücher, nach denen Friedrich Wilhelm eigenhändig das Schloß entwarf.

Aktenbelege für den Schloßbau gibt es nicht. Es kann nur rekonstruiert werden. Philipp de Chièze, oft als Baumeister des Schlosses genannt, war kein Architekt, sondern Beauftragter für Bausachen des Kurfürsten. Die Ausführung der kurfürstlichen Pläne übernahm wohl Johann Gregor Memhardt, wie eine Folge von 16 Kupferstichen von Johann Gottfried Bartsch nach Zeichnungen von Memhardt vermuten läßt. Das Corps de logis entstand aus dem Umbau des Katharinenschlosses von 1598.

Unter der Leitung von Michael Matthias Smids wurde 1679 der Seitenflügel um das Doppelte verlängert und mit einer Bogengalerie geschlossen, um einen größeren Hofstaat aufzunehmen, da sich Friedrich Wilhelm immer häufiger in Potsdam aufhielt.

 

Gerhild H. M. Komander

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