Königin Luise, die leuchtende und erwärmende Sonne unseres Horizontes

--  In Arbeit  --

Weit entfernt von Hausmachtpolitik und persönlichen Interessen, wie andere preußische Königinnen sie betrieben, bewegte sich die „Sonne unter den Sternen“ auf dem politischen Parkett: Königin Luise (so nannte sie Katharina Elisabeth Goethe). Luise lebte in ihrer Zeit und nicht in untergehenden Welten.

Sie hatte aufgrund der Zeitumstände die besten Chancen, politischen Einfluß auszuüben. Denn sie nahm dort Einfluß, wo man Taten vom König erwartete - nicht für sich persönlich und nicht für ihre Familie: Luise trat als Patriotin an die Stelle des Königs. Sie nahm den Platz ein, den er nicht ausfüllen konnte. Menschen aller Stände brachten ihr zu Lebzeiten eine außergewöhnlich große Verehrung entgegen.
Luise verdankte sie zunächst ihrer Schönheit und Anmut und verdiente sie sich durch vorbildliches Wirken. Ihr früher Tod - gewissermaßen auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes - verewigte ihr Andenken, so daß alle ihre Nachfolgerinnen wie gegen einen Schatten gegen den Ruhm Luises anzukämpfen hatten.

In der Kronprinzessinnenzeit Luises entstand das Meisterwerk Johann Gottfried Schadows, das Doppelstandbild der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester Prinzessin Friederike, die Prinzessinnengruppe, die sich in der Alten Nationalgalerie Berlin befindet.
Über deren Entstehung schreibt der Bildhauer:
„Im Jahre 1794 hatte sich in Berlin ein Zauber verbreitet, welcher über alle Stände ausging, durch das Erscheinen der hohen Schwestern, Gemahlinnen der Söhne des Königs. In Mecklenburg geboren, aber am Mainstrom erzogen, war ihnen die angenehmste der deutschen Mundarten zuteil geworden und waren diejenigen, welche außer dem Anblick ihrer Wohlgestalt ihre Stimmen hörten, davon begeistert. Es entstanden Parteien, welcher von beiden der Vorrang der Schönheit zukomme. Die Maler kamen herbei, um zu porträtieren.“1
Der Eindruck, den die Prinzessinnengruppe Schadows machte, war außerordentlich und brachte dem Künstler den Auftrag ein, das Werk in Marmor auszuführen. Nicht bloß auf den Mann, auch auf Frauen wirkte der Anblick der beiden Mädchen außerordentlich. Fürstin Luise Radziwiłł, Nichte Friedrichs II., beschrieb ihren Eindruck, als sie die Kronprinzessin Luise und ihre Schwester Prinzessin Friederike zum ersten Mal sah:
„Niemals, niemals sah ich vorher und auch niemals nachher ein so entzückendes Wesen wie die Kronprinzessin. Von regelmäßiger und edler Schönheit, verband sie mit dem reizenden Antlitz einen Ausdruck von Sanftmut und Bescheidenheit, der ihr alle Herzen gewann.“2
Warum verzauberte der Anblick zweier junger Frauen im Jahre 1793 eine ganze Stadt? Die preußische Königin Friederike war mit 42 Jahren nach sieben Geburten in dreizehn Jahren und dreisten Demütigungen durch ihren Ehemann frühzeitig gealtert, die Königinwitwe Elisabeth Christine, deren Gatte Friedrich II. 1740 den Thron bestiegen hatte, war eine alte Frau - mit 78 Jahren nicht nur in dieser Zeit.

Am 10. März 1776 bringt Friederike von Hessen-Darmstadt Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1752-1782) in Hannover ihre Tochter Luise Auguste Wilhelmine Amalie zur Welt. Es ist ihr drittes gemeinsames Kind mit ihrem Ehemann Prinz Karl Ludwig (1741-1816).
Luise ist sechs Jahre alt, als ihre Mutter 1782 im Alter von knapp dreißig Jahren im Kindbett stirbt. Ihr Vater heiratet 1784 seine jüngere Schwägerin Charlotte von Hessen-Darmstadt, die die Geburt ihres Sohnes Karl nach einjähriger Ehe nicht überlebt. Prinz Karl bringt seine jüngeren Töchter, Therese, Luise und Friederike, bei der Großmutter Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt (1729-1818) unter. Die Jahre in Darmstadt sind geprägt durch eine liebevolle und recht freie Erziehung sowie inhaltlich standesübliche Bildung: Lesen, Schreiben und Rechnen, Französisch und Religion, Tanz und Musik, Konversation. Allein die Religion vermag Luises Begeisterung zu wecken.

Am 14. März 1793 lernt Luise in Frankfurt Friedrich Wilhelm kennen. Am 24. Dezember 1793 heiraten Luise und Friedrich Wilhelm in Berlin, am 26.12. Friederike und Ludwig. Über ihre Ehe schreibt Friedrich August Ludwig von der Marwitz: „Seine Gemahlin, die Königin, behandelte er eigentlich ziemlich schlecht. Sie war nur auf Äußerlichkeiten erzogen, hatte aber die größte Begierde, sich zu unterrichten. Sie nahm Lehrer an oder ließ Gelehrte zu sich kommen, konnte aber selten die Zeit so abmessen, daß er nicht dazwischen kam, und sobald dies geschah, wie beinahe immer, so mußten sie fort. (...) Kurz, sie durfte nichts tun, als jeden Augenblick zu seiner Unterhaltung bereit sein.“ Von der Marwitz mutmaßt, daß diese musterhafte Ehe, „auf weiter nichts gegründet ist, als auf den bloßen Schein, daß man König und Königin beständig zusammen sah.“3
Die Unzertrennlichen haben acht gemeinsame Kinder. Das erste Kind kommt tot zur Welt, das tödliche Kindbettfieber zieht an Luise vorbei. Sie verliert zwei Kinder und nimmt deren Verlust tapfer und gottesfürchtig hin. Nachts weint sie, als am 30. März 1800 ihre Tochter Friederike stirbt, am Tag lächelt sie den kranken König an, um ihn zu ermutigen.4 Gleichzeitig fleht sie den nicht standesgemäß verliebten Bruder an, der Pflicht zu genügen und der Leidenschaft zu entsagen: „Die erste Pflicht des Menschen ist, Herr über seine Leidenschaften werden. (...) und lasse Dich nicht gehen wie einen Romanheld. Denke, Du lebst in einer wirklichen Welt, dessen Vorurteile in die einmal eingesetzte Ordnung Du Dich so gut unterordnen mußt wie alle andern Menschen.“5

Luise muß sich erst in ihrer Rolle als Ehefrau und Kronprinzessin zurechtfinden, dann nimmt sie die Ratschläge der Freundinnen Marie von Kleist (1761-1831) und Caroline von Berg (1760-1826) an, läßt sich von diesen weit überdurchschnittlich gebildeten und selbstbewußten Frauen zur eigenen Bildung führen, tauscht Bücher, Titel der neuesten Literatur, und Gedanken darüber mit ihnen aus. Und bleibt dabei stets die Ehefrau.
Ihrer „lieben Kleist“ teilt sie mit, daß Christian von Massenbachs Geschichtsbuch ihr angenehme und unterhaltsame Stunden bereite. „Von der gestrigen Abendunterhaltung konnte ich nicht dasselbe sagen,“denn der König sei schlechter Laune, weil sie nach Berlin fahre. Andere Tage sind voller Glück.
„Denken Sie sich, als ich abends von Ihrer Wohnung zurückkam, las ich meinem Mann >>von den 4 Jahreszeiten der Liebe<< vor; beim Lesen unterbrach er mich und machte die für mich so wichtige und wohltuende Bemerkung, daß Jean Paul zu schnell über den Sommer der Liebe hinweggegangen sei. - Als ich geendet hatte, sah ich, daß er gerührt war, und an seinem Halse weinte ich Tränen der Freude und Dankbarkeit, daß unsere Herzen denen so ähnlich waren, die Jean Paul beschrieb, und ich war den ganzen Abend glücklich; warum ist das nicht immer so? Sicherlich hatte ich gestern abend unrecht, denn als ich ihm gute Nacht sagte, war ich kalt und innerlich ärgerlich, aber, großer Gott, ich bin kein Engel, sondern eine Frau und durch meine Natur schwach. Luise.“6

Es ist eine Dummheit, die zeittypische Ignoranz in der Frauenbildung den Frauen selbst anzulasten, wie es bis in die neueste biographische Literatur geschieht, wenn als einer der ersten Punkte der Biographie der Bildungsmangel genannt wird.7
In dem Moment, in dem die Siebzehnjährige für sich selbst verantwortlich ist, erweist sie sich dieser Verantwortung gewachsen und besteht dem Manne gegenüber darauf, die Mittel und MittlerInnen ihrer Bildung selbst zu wählen. Der von Luise sehr geschätzte Jean Jacques Rousseau hält nichts von weiblicher Bildung. Seinen Erziehungsroman „Emile oder Von der Erziehung“ schreibt er für Jungen.
Aber vielleicht kennt Luise seine These: „Die Frau ist gemacht, dem Manne zu gefallen.“ Und betrachtet sie in Übereinstimmung mit ihrer lutherischen Religion, die sie zur Untertanin ihres Mannes bestimmt?
„Trotz aller Ablenkungen und Pflichten scheut sie keine Mühe, ihren Horizont zu erweitern. Lesen zum Nutzen und zum Vergnügen - darin sieht sich Luise als Tochter der Aufklärung.“, schreibt Urte von Berg.8 Es geht also auch anders.
Ihr Bildungswille hindert Luise nicht, die Rolle einzunehmen, die ihr Ehemann ihr zugedacht hat und die vorbildlich wirken wird auf das preußische Bürgertum. Friedrich Wilhelms Vorstellungen von der Ehe entsprechen dem bürgerlich-romantischen Bild des ausgehenden 18. Jahrhundert. Er wünscht sich die eheliche Gemeinschaft als Gefühlsbindung, ein häusliches Familienleben, in dem Vater und Mutter die Kinder gemeinsam umsorgen, die Frau innerhalb dieser Gemeinschaft eine gleichrangige Partnerin ist.
Außerhalb der Familie muß Luise akzeptieren, daß sie von jeder Betätigung ausgeschlossen ist, es sei denn, sie werde aufgefordert. Diese patriarchalische Haushaltung Friedrich Wilhelms ist der politische Gegenentwurf zur überkommenen höfischen Welt seines Vaters. Luise fügt sich, ist loyal, welche Mängel und Inkompetenzen sie auch bemerkt, ihre lutherische Frömmigkeit weist ihr den Weg. Die familiäre, häusliche Lebensführung des Paares folgt auf eine moralisch zwiespältige Zeit am Hof, gekennzeichnet durch die Vielehe des Königs, und verschafft Luise eine außerordentliche Akzeptanz.9

Am 16. November 1797 stirbt König Friedrich Wilhelm II. im Marmorpalais in Potsdam. Friedrich Wilhelm übernimmt als der dritte preußische König seines Namens die Regierung. Luise wird an seiner Seite Königin und Luise i s t Königin. Nicht nur weicht sie dem König - wie gewünscht - nicht von der Seite, sie begleitet ihn und vertritt ihn, ohne auf ihre Gesundheit Rücksicht zu nehmen.
Die heikle Huldigungsreise in die nordöstlichen Provinzen und die neu erworbenen polnischen Gebiete im Sommer 1798 verläuft freundlich. Die hochschwangere Königin - am 13. Juli wird die Tochter Charlotte geboren - gewinnt die Zuneigung der Untertanen, auch der polnischen, von deren leidvollen Geschichte nach dreimaligem Aufteilen ihres Landes durch Österreich-Ungarn, Brandenburg-Preußen und Rußland sie keine tieferen Kenntnisse besitzt.

Luise ist es, die sich mit den Reformideen und deren Vertretern auseinandersetzt. Sie propagiert das Bündnis mit Rußland, nachdem sie lange mit ihrem Gemahl in der Ablehnung politischer Bündnisse übereingestimmt hat. Sie bringt Hardenberg nach Berlin und wünscht sich Schiller hier. Mit ihr versteht sich der Freiherr vom Stein besser als mit dem König. Während die Zustimmung für einen Krieg gegen Napoleon im Volk und unter den führenden Köpfen der Nation wächst, beharrt Friedrich Wilhelm III. auf Neutralität. Die Totalität der napoleonischen Kriegsführung überrascht die Fürsten des Ancien Régime. Napoleon will die Hegemonie in Europa, droht mit der Besetzung Hannovers, verletzt die preußische Neutralität, am 6. Oktober 1805 besetzt er Ansbach.

Das Maß ist voll. Luise wird zum Mittelpunkt der „Partei der Patrioten“ und drängt zum Krieg. Nach Jahren unentschlossener und inkompetenter Politik des Königs und seiner Minister erklärt Friedrich Wilhelm III. am 9. Oktober 1806 dem Kaiser der Franzosen den Krieg. Das Volk und die Gegner der bisherigen königlichen Politik jubeln der Königin zu. Die Einmischung steht ihr nicht zu. Der König weist sie in die Schranken, Napoleon stilisiert sie zur „Anführerin der Kriegstreiber“. Doch je mehr Napoleon gegen Preußens Königin hetzen läßt, desto mehr steigt ihr Ansehen in der Bevölkerung. Fünf Tage nach der preußischen Kriegserklärung ist das preußische Heer bei Jena und Auerstedt zweifach geschlagen. Der König flieht, die königliche Familie samt Hofstaat flieht, auch für die meisten Verantwortlichen in Militär und Verwaltung gibt es kein Halten mehr.


Drei Jahre lang, bis zum Winter 1809, ist Luise auf der Flucht und bringt zwei Kinder zur Welt. Sie übersteht Trennung, Strapazen, Krankheiten - und die Begegnung mit Napoleon Bonaparte in Tilsit am 6. Juli 1807. „Nun, der Kelch muß bis zum Grund geleert werden, und wir trinken ihn mit allen unsern Kräften, das ist sicher.“, beschreibt Luise am 2. Juli die Lage und willigt ein, Napoleon zu treffen.10
Luise Schorn-Schütte ist der Ansicht, daß Luise die ihr gestellte Aufgabe, „Napoleon zu präzisen Aussagen über seine Forderungen an Preußen zu bewegen, die er bis dahin stets verweigert hatte“, erfolgreich erfüllt habe. „Aufgrund ihrer kommunikativen Gabe und ihrer realistischen Schlagfertigkeit war Luise dieser Aufgabe gewachsen.“11 Das legendäre Treffen Luises mit Napoleon in Tilsit 1807 war politisch enttäuschend, aber Preußen hatte einen neuen Helden: Luise galt mit ihrem Mut und ihrer Widerstandkraft einfachen Menschen wie Dichtern und Denkern als eine Frau „von wahrfhaft königlichem Charakter“.

Den Inhalt des Friedensvertrages kann Luise nicht beeinflussen, aber gemeinsam mit Caroline von Berg gelingt es, die Kontrahenten Friedrich Wilhelm III. und Reichsfreiherr vom Stein zur Zusammenarbeit zu bewegen. Im Kreis um die Königin wandelt sich der Krieg gegen Frankreich zum Befreiungskrieg, entwickelt sich das deutsche Nationalgefühl. Als 1810 Karl August von Hardenberg in die Regierung zurückkehrt, ist sie glücklich und weiß nicht, daß es ihr letztes Engagement für König und Vaterland sein wird. Wieder, wie stets zuvor, hat sich Luise als Beraterin ihres Gatten nach innen gewandt und den König entscheiden lassen.
Doch im Gegensatz zu den frühen Jahren seiner Regierung ist ihr Urteil nicht nur erfahrener, sondern auch gewichtiger für den König, der sie nun stets als Beraterin heranzieht.
Luises integrative Kraft zeigt sich im Widerstand gegen die französische Besetzung, aus dem die Reformprozesse, die sie lebhaft unterstützt, aus eigenem Antrieb wachsen. Den Erfolg dieser Reformen erlebt sie nicht mehr, sondern stirbt überraschend mitten im Sommer am 19. Juli 1810 während eines Besuchs bei ihrem Vater im mecklenburgischen Hohenzieritz an der Erkrankung ihrer Atemwege, die sie über Jahre hinweg immer wieder gequält hat. Der königliche Leibarzt Christoph Wilhelm Hufeland ist entsetzt über die Nachricht vom Tode der Königin und bekennt; „Es war mir, als wenn die leuchtende und erwärmende Sonne unseres Horizontes untergegangen wäre, alles kam mir kühl, trübe und erstorben vor.“12


Ihrem Mann treue Gefährtin zu sein, ihren Kindern liebende Mutter, ihrem Volk fromme Fürstin war Luise selbstverständlich. Geduld und Disziplin galten ihr als Christenpflicht. Das Recht auf politisches Denken und Wirken nahm sie sich als preußische Patriotin. Ein Vorbild war die Königin schon zu Lebzeiten, ihren bekannten Schwächen zum Trotz, jedoch verengte sich mit ihrem Tod der Blick auf die Person bald. Hofprediger Sack benennt noch schlicht Luises „Brustkrankheit“ als Todesursache und schreibt ihr über die allgemeinen Tugenden Hoheit und Anmut, Glaube, Liebe und Häuslichkeit hinaus Weisheit und königliche Gesinnung zu.13
Nicht die eigentlich politische Dimension ihres Handelns, sondern ihr Dulden hoben alle Gedächtnispredigten hervor. Aber auch als vaterländische Integrationsfigur erschien Luise gleich nach ihrem Tod. Friedrich Ehrenberg sprach es am deutlichsten aus: „An den König und das Vaterland hat die Vollendete uns gleichsam gewiesen.“14
Pfarrer Wigand predigte das Wort vom „Opfer Luises“ von den Kanzeln: „Wenn Gott eine Lehre für ein ganzes Volk durch den Gewalttod von Tausenden, ja durch den bürgerlichen Tod ganzer Länder erkaufen läßt, warum sollte nicht, zur Lehre eben für das Volk, das milde sanfte Todesopfer einer jugendlichen, im Glauben sterbenden Landesmutter von Gott mit Weisheit gewählt werden? Sie, die so manches opfern konnte, wie gern würde sie mit lebender Zustimme diese Selbsthingabe an Gott und die Ewigkeit für solche Zwecke vorgeschlagen haben?“15

Nur auf dieser breiten Grundlage bereitwilliger Verehrung und Verklärung der Königin konnte Friedrich Wilhelm III. das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung der Verstorbenen widmen und dessen Stiftung auf ihren Geburtstag zurückdatieren. In reaktionär-romantischer Verherrlichung begründete er den Luisenorden und legte damit das Vorbild Luises endgültig auf den engen Kanon häuslicher Tugenden fest, dem weitsichtige emanzipatorische Aspekte nicht mehr zugeordnet werden konnten.
Die Söhne Luises führten das Werk des Vaters fort, erneuerten die Orden und unterstützten jedweden Schritt, der die Erinnerung an diese Luise beförderte. Das restaurative Frauenbild des Kaiserreiches verließ sich ganz auf Luises Mütterlichkeit und liebte als Bildnis das Motiv der Mutter eines Königs - Friedrich Wilhelm IV. - und eines Kaisers - Wilhelm I., feierte aufwendig die Jahrestage 1876 und 1910. 1976 gab es keine Luisenfeiern. Königin Luise verschwand nach Wiederbelebungsversuchen in den zwanziger, dreißiger und fünfziger Jahren aus dem öffentlichen Blickfeld und ist nur noch den beiden älteren jetzt lebenden Generationen geläufig.

 

Anmerkungen

1 Johann Gottfried Schadow: Kunstwerke und Kunstansichten, ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, hg. von Götz Eckardt, 3 Bde., Berlin 1987, I, S. 38

2 Zitiert nach Paul Bailleu: Königin Luise. Ein Lebensbild, Berlin und Leipzig 1908, S. 46 f.

3 Friedrich August Ludwig von der Marwitz: Ein märkischer Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege, Gesammelte Schriften, hg. von Friedrich Meusel, Band 1, Berlin 1908, S. 169 f. und S. 171. - Vgl. Christian Graf von Krockow: Porträts berühmter deutscher Frauen von Königin Luise bis zur Gegenwart, München 2004. Krockow zitiert aus diesem Buch - warum auch immer - stets die negativen Kritiken an Luise. Tatsächlich zeichnet von der Marwitz ein kritisch-positives Bild der Königin.

4 Brief an die Schwester Therese vom 18.4.1800, in: Königin Luise von Preußen. Briefe und Aufzeichnungen 1786-1810, hg. von Malve Gräfin Rothkirch, München 1985, Nr. 117

5 Brief an den Bruder Georg vom 18.4.1800, wie Anm. 4, Nr. 118

6 Brief vom 24./26.11.1801, wie Anm. 4, Nr. 140

7 Thomas Stamm-Kuhlmann: Luise von Preußen, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. Auflage, München 2006

8 Urte von Berg: Caroline Friederike von Berg. Freundin der Königin Luise. Ein Porträt nach Briefen, Göttingen 2008, S. 91

9 Vgl. Luise Schorn-Schütte: Königin Luise. Leben und Legende, München 2003, S. 38-41 und 42

10 Brief an Friedrich Wilhelm III. vom 2.7.1807, wie Anm. 4, Nr. 277

11 Wie Anmerkung 9, S. 67

12 Hufeland. Leibarzt und Volkserzieher, Selbstbiographie von Christoph Wilhelm Hufeland, hg. von Walter von Brunn, Stuttgart 1937, S. 111. - Hufeland, 1810 erster Dekan der medizinischen Fakultät der neu gegründeten Berliner Universität, hatte die königliche Familie auf der Flucht vor den französischen Truppen drei Jahre lang begleitet.

13 Dem Angedenken der Königin Luise von Preußen. Sammlung der vollständigsten und zuverläßigsten Nachrichten von allen das Absterben und die Trauerfeierlichkeiten dieser unvergeßlichen Fürstin betreffenden Umständen. Nebst einer Auswahl der bei diesem Anlaß erschienenen Gedichte und Gedächtnißpredigten, Berlin 1810, S. 7 und 58, 60f.

14 Wie Anm. 13, S. 21 (des zweiten Teils)

15 Wie Anm. 13, S. 80 (des zweiten Teils)

 

Literatur

Dem Angedenken der Königin Luise von Preußen. Sammlung der vollständigsten und zuverläßigsten Nachrichten von allen das Absterben und die Trauerfeierlichkeiten dieser unvergeßlichen Fürstin betreffenden Umständen. Nebst einer Auswahl der bei diesem Anlaß erschienenen Gedichte und Gedächtnißpredigten, Berlin 1810

Paul Bailleu: Königin Luise. Ein Lebensbild, Berlin und Leipzig 1908

Günter de Bruyn: Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende, Berlin 2002

Philipp Demandt: Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin Luise von Preußen, Köln / Weimar / Wien 2003

Königin Luise von Preußen. Briefe und Aufzeichnungen 1786-1810, hg. von Malve Gräfin Rothkirch, München 1985

Luise Schorn-Schütte: Königin Luise. Leben und Legende, München 2003

Thomas Stamm-Kuhlmann: Luise von Preußen, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. Auflage, München 2006


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