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Die Dorotheenstadt

Ihre pragmatischen Fähigkeiten, vornehmlich wirtschaftlicher Natur, setzte Dorothea zur Erschließung der Ländereienein, die ihr Mann ihr 1670 übertragen hatte.
Die Übertragung umfaßte das Vorwerk vor dem Spandauer Tor mit einer Schäferei, einer Ziegelei, einigen Buden und den Krug, ein vor den Toren der Stadt gelegenes Wirtshaus, und das Vorwerk Tiergarten. Hier entstand die Dorotheenstadt. Beide Vorwerke erhielt Dorothea auf Lebenszeit.

Die dort seit 1674 unter ihrer Maßgabe entstehende Dorotheenstadt trug ihr in neuerer Literatur den Beinamen der „ersten Bodenspekulantin Berlins" ein. 1673 beauftragte die Kurfürstin den Oberdirektor aller Fortifikationen und Bauten, Joachim Ernst Blesendorf (1640-1677), das Gelände zu parzellieren und die Parzellen zur Bebauung zu verkaufen. Blesendorf war gemeinsam mit Johann Friedrich Behr für die planmäßige Anlage der Neustadt verantwortlich.

Das Gebiet der kleinen Stadt, sie umfaßte 43 Hektar, erstreckte sich zunächst nördlich der Linden zwischen Festungsgraben und heutiger Schadowstraße. 1681 wurde ein Streifen bis zur Behrenstraße eingegliedert.

 

Die Siedlung erhielt zunächst drei parallel zu den Linden verlaufende „Riegen", die erste, die mittlere und die letzte, woraus sich die Straßennamen Mittelstraße und Letzte Straße ergaben. Die letzte Straße erhielt später den Namen Dorotheenstraße.
Als Querstraßen gab es die Quergasse, ein Teil der folgenden Friedrichstraße. Sie verband die Brücke über die Spree (Weidendammer Brücke) mit dem Durchgang durch im Süden des Festungswalls, der nach Potsdam führte.

Die Kirchgasse entstand mit dem Bau der Kirche und heißt noch heute Neustädtische Kirchstraße. Die Stallgasse, im Zuge der heutigen Charlottenstraße, wurde ab 1690 mit dem Bau des kurfürstlichen Marstalls, dessen Platz die Staatsbibliothek jetzt einnimmt, angelegt.
Als zeitlich letzte Straße entstand die Wallstraße, benannt nach ihrer unmittelbaren zur Stadtbefestigung, in die die Dorotheenstadt einbezogen wurde. Sie heißt heute Schadowstraße.

1674 verlieh der Kurfürst der Siedlung seiner Gemahlin das Stadtrecht. Sie hieß zuerst Vorstadt vor dem Tor des Friedrichswerder oder kurz Neustadt.
1681 erhielt sie den Namen ihrer Gründerin, Dorotheenstadt.

 

Grundlage für das kurfürstliche Privileg war das Memorial, das Thomas von dem Knesebeck, Oberhofmeister der Kurfürstin, für die neuen Siedler entworfen hatte.
Die Anlage der Häuser sollte nach kurfürstlichem Willen „ebenmeßig" sein, das bezog sich auf den zu erhebenden Grundzins. Er sollte für alle Siedler gleich hoch und niedriger als auf dem Friedrichswerder bemessen sein.

Die Neustädter erhielten Stadtprivilegien, wie sie auch die Bürger von Berlin, Cölln und Friedrichswerder innehatten, dazu eigene, aber von der Kurfürstin abhängige Gerichte, in der Regel dreijährige Befreiung vom Grundzins und kostenloses Bauholz. Das war recht großzügig, weil die Kurfürstin ihre Stadt möglichst schnell bebaut und besiedelt wissen wollte.

 

Mit der Einwanderung der Hugenotten ab 1672 standen mit den Alt-Berliner Bewerbern in kurzer Zeit genügend Bauwillige für die Dorotheenstadt zur Verfügung. Ein Drittel aller im Jahre 1699 in Berlin lebenden Hugenotten lebten in der Dorotheenstadt.

Zum Friedrichswerder im Osten führte das Neustädtische, später Dorotheenstädtische Tor. Das Brandenburger Tor verband die Stadt nach Westen mit dem Umland. 1709 wurde die Dorotheenstadt gemeinsam mit Berlin, Cölln, Friedrichswerder und Friedrichstadt zu einer Stadtgemeinde zusammengefaßt.

 

Die Dorotheenstädtische Kirche ließ Dorothea ab 1687 von Rutger van Langeveld und Michel Matthias Smids erbauen, an der Kreuzung von Neustädtischer Kirchstraße, Dorotheenstraße und Mittelstraße – heute ist dort der Parkplatz vor der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Backsteinkirche auf kreuzförmigem Grundriß teilten sich mit Ankunft der Hugenotten Lutheraner und Reformierte, ebenso den mit Linden bepflanzten Friedhof. Auf dem Friedhof wurde ein Glockengerüst aufgebaut.

1861/63 wich der erste protestantische Kirchenbau Berlins einem neogotischen Neubau, der seinerseits im Zweiten Weltkrieg ruiniert und dann abgerissen wurde. Die Kirche bewahrte zahlreiche Grabdenkmäler Berliner Persönlichkeiten, der Baumeister Langeveld und Smids, der Malerin Anna Dorothea Therbusch und des Grafen Alexander von der Mark von Johann Gottfried Schadow (Nationalgalerie). Der Dorotheenstädtische Friedhof war schon im 18. Jahrhundert vor die Mauern der Stadt gewandert.

 

Schloß Caputh

1671 erwarb Kurfürst Friedrich Wilhelm Schloss Caputh bei Potsdam und Übergab es als Geschenk an Dorothea, als Sommersitz auf Lebenszeit. Die Erweiterung des Anwesens und der Neubau des Schlosses erfolgte durch einen unbekannten Baumeister. Nach der Restaurierung des Schlosses ist die zarte, feingliedrige Dekoration der Fassade wieder in ihrem ursprünglichen Zustand erlebbar.

Im Innern entstand der große Festsaal, wo heute Porträts Dorotheas und ihrer Familie versammelt sind. Der bekannte Fliesensaal entstand 1720 unter König Friedrich Wilhelm I.
Im Vorzimmer des Kurfürsten bemalte Samuel Theodor Gericke den Deckenspiegel. Geflügelte Genien tragen eine blumenbekränzte Tafel mit den kurfürstlichen Porträts und der Inschrift: "Fama horum eterna" = Ihr Ruhm ist ewig.

Die Stukkaturen der Schloßräume waren ursprünglich nicht oder nur teilvergoldet.
Die Räume im Schloß Caputh geben einen Eindruck von der Ausstattung der kurfürstlichen Residenzschlösser, die durch Umbauten der Nachfolger und schließlich durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs vernichtet wurden. So ist das Sommerschloß der Kurfürstin Dorothea ein herausragender Bestandteil barocker Architektur und Kunst in Brandenburg.

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