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wilhelmine 100Friederike Sophie Wilhelmine von Bayreuth Markgräfin von Brandenburg

3. Juli 1709 - 14. Oktober 1758

 

Eine Statue aus Marmor

Im Park von Sanssouci, links der Hauptallee gelegen, die auf das Neue Palais zuführt, steht der Freundschaftstempel, in unmittelbarer Nähe des genannten Schlosses. Ein Rundtempel nach klassischem Vorbild, ein der griechischen Architektur entlehnter Monopteros inmitten des friderizianischen Rokoko, birgt zwischen seinen freistehenden Säulen die Statue der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, königliche Prinzessin in Preußen.

 

wilhelmineKünstler, die Wilhelmine an ihrem Hof beschäftigt hatte, der Architekt Carl Philipp von Gontard und die Bildhauer Johann David d. Ä. und Johann Lorenz Wilhelm d. J. Räntz schufen das Denkmal im Auftrag Friedrichs II. 1768 bis 1770 wurde der Tempel nach dem Entwurf Gontards erbaut. Die Sitzstatue nach dem Vorbild des Porträts des Hofmalers Antoine Pesne, das sich im Neuen Palais in Potsdam befindet, fügten die Gebrüder Räntz 1772 hinzu.

Sie lächelt nicht. Zart selbst in den voluminösen Draperien des Gewandes, blickt sie mit ihren großen Augen scheinbar ins Leere. Nein, Wilhelmine denkt, sinniert. Träumt sie gar? Sie stützt den Kopf in die Hand, das aufgeschlagene Buch ruht im Schoß, daneben schmiegt sich das Hündchen, Folichon, eng an den weiblichen Körper. Ein Sinnbild der Nachdenklichkeit, der gelehrten Nachdenklichkeit, der Schönheit auch und der unverbrüchlichen Freundschaft, der Treue. Spuren des Regens, der Witterung überhaupt zeichnen Schatten in das Antlitz und am Hals der Jugendlichen. Der sie am häufigsten aufsuchte, um vor dem steinernen Gedächtnisbild ihrer zu gedenken, hatte sich ein Bild von ihr nach seinem Empfinden und seiner Erinnerung erschaffen lassen: ein Sinnbild der Empfindsamkeit. Vier Säulenpaare, korinthisch, marmorn, tragen insgesamt acht Reliefs en medaillon, Porträts antiker Freundespaare darstellend. Sie stammen aus den Werkstätten der alten Potsdamer Bildhauer Johann Christoph Wohler d. Ä., Johann Peter Benckert und Hennecke, die nach deren Tod durch die Witwen fortgeführt wurden.1 Die Idealporträts zeigen Orest und Pylades, Euryalos und Nisos, Herakles und Philktet, Theseus und Pirithous. Die Auswahl wird der König getroffen haben.2 Er selbst vervollständigte das fünfte Freundespaar, Wilhelmine und Friedrich.

 

Der Freundschaftstempel entspricht in seiner Anlage und Ausgestaltung den Gartenstaffagen der „Empfindsamkeit“, deren Vorbilder mit der Idee des Landschaftsgartens von England auf den europäischen Kontinent gelangt waren. Er zeigt Friedrichs und Wilhelmines Hinwendung zu ihr, bevor diese als „Stil“ in Mitteleuropa populär wurde. Bereits der Briefwechsel zwischen Friedrich II. und seiner Schwester Wilhelmine darf aufgrund der überaus betonten, gegenseitigen Freundschaftsbekundungen als ein Beispiel empfindsamer Literatur gelten.3

Wilhelmine von Bayreuth wurde berühmt zum einen durch ihre Rolle als Lieblingsschwester Friedrichs II., zum anderen durch ihre Memoiren. Auch dieser Aufsatz greift nun zu Beginn auf die Rolle Wilhelmines als Schwester zurück. Aber läßt sich ihre Person denken ohne den Bruder? Wäre sie nicht eine Nebenfigur im historischen Gedächtnis geblieben ohne ihn? Nicht weil sie es nicht verdient hätte, daß man sich ihrer erinnerte, sondern weil sich die Nachwelt nunmal vornehmlich derer erinnert, die "Großes," "Überragendes" leisteten, im Kriege zuerst, dann in der Kunst. Und auch dort mehr, wenn diese Kunst Reichtum und Macht repräsentiert. Wäre Wilhelmine nicht "Wilhelmine, die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen," betrachtete man ihre Schöpfungen in und um Bayreuth sicher mehr noch aus dem Blickwinkel der gestaltenden Künstler, wird doch ohnehin vom "Bayreuther Rokoko" geschrieben, das zwar einzig ihrer Initiative zu verdanken ist, aber nie den Rang des "friderizianischen Rokoko" erreichte.

 

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